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Vielfalt der Messtechnik - Ein Überblick

Geschrieben von Mathias Evers | Apr 8, 2025 11:00:00 AM

1- Einleitung

2- Mechanische Messtechnik: Bewährte Präzision ohne Elektronik

3- Elektrische und elektronische Messtechnik: Die Grundlage automatisierter Systeme

4- Optische Messtechnik: Präzision durch Licht

5- Akustische und Ultraschallmesstechnik: Schallwellen als Informationsquelle

6- Magnetische Messtechnik: Bewegung und Position im Magnetfeld

7- Chemische und bioanalytische Messtechnik: Analyse auf molekularer Ebene

8-Zukunftsperspektiven

 

Einleitung

Die Messtechnik bildet das Rückgrat moderner Industrieprozesse, Forschung und Qualitätssicherung. Durch technologische Fortschritte wie Digitalisierung, Miniaturisierung und Künstliche Intelligenz (KI) hat sie sich zu einer hochdynamischen Disziplin entwickelt. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Formen der Messtechnik, ihre Funktionsweisen, Anwendungsfelder und zukünftige Entwicklungen.​


Mechanische Messtechnik: Bewährte Präzision ohne Elektronik

Die mechanische Messtechnik zählt zu den ältesten Messmethoden und basiert auf physikalischen Prinzipien wie Hebelwirkung, Federkraft oder Druckverformung. Klassische Instrumente wie Messschieber, Mikrometer oder Federwaagen ermöglichen präzise Messungen ohne elektronische Komponenten. Besonders in handwerklichen Bereichen und bei der Druckmessung in hydraulischen Systemen sind sie aufgrund ihrer Robustheit und Unabhängigkeit von Energiequellen nach wie vor unverzichtbar. ​

Vorteile:

  • Robust und zuverlässig, auch in rauen Umgebungen

  • Keine Stromversorgung notwendig

  • Einfach in der Handhabung und wartungsarm

  • Hohe Langzeitstabilität

Nachteile:

  • Geringe Automatisierungsmöglichkeiten

  • Langsame Reaktionszeit bei dynamischen Prozessen

  • Eingeschränkte Auflösung und Genauigkeit im Vergleich zu elektronischen Systemen

 

Elektrische und elektronische Messtechnik: Die Grundlage automatisierter Systeme

In der elektrischen und elektronischen Messtechnik werden physikalische Größen in elektrische Signale umgewandelt, die anschließend gemessen und ausgewertet werden können. Beispiele hierfür sind Widerstandsthermometer (RTD), Dehnungsmessstreifen (DMS) und Thermoelemente. Diese Technologien bieten hohe Empfindlichkeit und ermöglichen eine einfache Integration in automatisierte Systeme, wodurch sie in der Prozessautomatisierung, Strukturüberwachung und Temperatur- sowie Drucküberwachung weit verbreitet sind. ​

Vorteile:

  • Hohe Messgenauigkeit und Empfindlichkeit

  • Schnelle Datenverarbeitung und -übertragung

  • Leicht integrierbar in automatisierte Systeme und Steuerungen

  • Vielfältige Sensorik für unterschiedlichste physikalische Größen

Nachteile:

  • Störanfällig gegenüber elektromagnetischen Einflüssen

  • Komplexer Aufbau und höherer Wartungsbedarf

  • Abhängig von Stromversorgung


Optische Messtechnik: Präzision durch Licht

Die optische Messtechnik nutzt Licht, insbesondere Laser oder LED-Strahlen, zur präzisen Erfassung von Abständen, Formen oder Bewegungen. Verfahren wie Triangulation, Interferometrie und Laser-Doppler-Vibrometrie ermöglichen berührungslose Messungen mit hoher Auflösung im Mikrometerbereich. Diese Technologien finden Anwendung in der automatisierten Fertigung, Mikrosystemtechnik und Materialprüfung. ​

Vorteile:

  • Berührungslose Messung möglich

  • Sehr hohe Genauigkeit und Auflösung

  • Unempfindlich gegenüber elektromagnetischer Störung

  • Ideal für kleine Strukturen und große Entfernungen

Nachteile:

  • Hohe Anschaffungskosten

  • Empfindlich gegenüber Staub, Schmutz und Umgebungslicht

  • Aufwendige Justierung und Kalibrierung

Akustische und Ultraschallmesstechnik: Schallwellen als Informationsquelle

Die akustische und Ultraschallmesstechnik basiert auf der Auswertung von Schallwellen, die durch das Messobjekt reflektiert oder moduliert werden. Typische Anwendungen umfassen die Füllstandsmessung in Tanks, Durchflussmessung in Rohrleitungen und die Fehlerdetektion in Materialien. Besonders in der zerstörungsfreien Prüfung von Werkstoffen ist diese Technologie aufgrund ihrer Fähigkeit zur berührungslosen Messung von großer Bedeutung.

Vorteile:

  • Berührungslose Messung auch in Flüssigkeiten und Festkörpern möglich

  • Vielseitig einsetzbar (z. B. Füllstand, Dicke, Fehlerprüfung)

  • Relativ kostengünstig

Nachteile:

  • Beeinflussung durch Temperatur und Luftfeuchtigkeit

  • Begrenzte Genauigkeit im Vergleich zu optischen Methoden

  • Abhängigkeit vom Material des Prüfobjekts

Magnetische Messtechnik: Bewegung und Position im Magnetfeld

Die magnetische Messtechnik nutzt Veränderungen magnetischer Felder zur Detektion von Bewegung, Position oder Materialeigenschaften. Hall-Sensoren und magnetoinduktive Sensoren sind Beispiele für solche Technologien. Sie finden Anwendung in der Positionserkennung in Maschinen, Geschwindigkeitsmessung und der Detektion metallischer Objekte. ​

Vorteile:

  • Verschleißfreie und robuste Messung

  • Gut geeignet für raue Industrieumgebungen

  • Erfassung von Bewegung, Drehzahl, Lage und Position möglich

Nachteile:

  • Störanfällig bei starken Magnetfeldern in der Umgebung

  • Begrenzte Genauigkeit im Vergleich zu anderen Techniken

  • Einschränkungen bei nicht-magnetisierbaren Materialien

Chemische und bioanalytische Messtechnik: Analyse auf molekularer Ebene

Diese Messtechnik analysiert Stoffkonzentrationen und chemische Zusammensetzungen über elektrochemische oder spektroskopische Methoden. Techniken wie pH-Sensoren, Infrarotspektroskopie und enzymatische Sensoren sind hierbei zentral. Wichtige Anwendungsfelder sind die Umweltanalytik, Medizintechnik und Lebensmittelindustrie. ​

Vorteile:

  • Ermöglicht sehr präzise Analysen auf kleinster Ebene

  • Vielfältige Einsatzbereiche (Medizin, Umwelt, Industrie)

  • Hohe Selektivität und Sensitivität

Nachteile:

  • Oft teuer und zeitaufwendig

  • Erfordert häufig spezielle Probenvorbereitung

  • Geräte können empfindlich und wartungsintensiv sein

Zukunftsperspektiven und Trends: Intelligente und vernetzte Messtechnik

Die Messtechnik entwickelt sich rasant weiter. Aktuelle Forschungsschwerpunkte umfassen die Sensorfusion, bei der verschiedene Sensorarten kombiniert werden, um die Aussagekraft zu verbessern. KI-gestützte Datenauswertung ermöglicht die Nutzung neuronaler Netze zur Interpretation komplexer Messdaten. Drahtlose und energieautarke Sensoren werden zunehmend in das Internet der Dinge (IoT) integriert. Zudem schreitet die Entwicklung von Mikro- und Nanosensorik voran, die hochpräzise Sensoren für biologische und medizinische Anwendungen bietet. ​

Die Messtechnik ist eine interdisziplinäre Schlüsseltechnologie, die sowohl klassischen Ingenieurbereichen als auch modernen datengetriebenen Systemen eine zuverlässige Informationsbasis bietet. Die Wahl der geeigneten Messmethode hängt von der geforderten Genauigkeit, dem Medium, der Dynamik des Prozesses und den Umgebungsbedingungen ab. In der Praxis führt häufig die Kombination mehrerer Messprinzipien zur besten Lösung.